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Du bist nicht alleine, Mann!

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Eigentlich. Eines der Worte, die einen Nice Guy sofort erkennen lassen. Denn eigentlich beinhaltet bereits das Scheitern im Anschluss. Eigentlich bin ich nämlich der Prinz, wenn mich nur jemand in meinem Gedankengebäude meiner Großartigkeit sehen könnte. Eigentlich bin ich ein echter Kerl, nur in vielen Situationen kann ich nicht meinen Mann stehen. Eigentlich bin ich zu gut für diesen Job, aber es kann ja nicht jeder aussuchen, was er macht. Eigentlich, eigentlich, eigentlich.

Bestimmt hast Du schon ein mal von Buch “No More Mr Nice Guy” von Robert Glover gehört. Darin erzählt er aus seiner Sicht, was einen Nice Guy zu einem Nice Guy macht. Auch, was ihn davon abhält den Erfolg, die Liebe, den Sex und das Leben zu haben, das er eigentlich eigentlich eigentlich will. Ein Nice Guy ist Robert Glover zufolge ein Mann, den wir alle kennen. Der JA Sager, der es allen recht macht aber irgendwie unglücklich ist. Der Typ, der eigentlich keine Zeit hat aber seiner besten Freundin doch beim Umzug hilft. Der, der seine Arbeit hasst aber zu feige ist zu kündigen. Der, der seine Partnerin nicht liebt aber zu viel Angst hat auf die Frauen zuzugehen, die er wirklich will. Der, der seine sexuellen Fantasien in Pornos sucht, statt seine Neigungen und Wünsche mit realen Frauen zu erleben. Der, der seine Meinung in einer Diskussion nicht sagt und dann tagelang den Dialog in seinem Kopf immer und immer wieder durchspielt.

Wäre ich nur im Außen so, wie ich in meiner Fantasie bin, hätte ich das Leben, das ich will.

Wie entsteht ein Nice Guy?

Ein Nice Guy wird zum netten Männlein durch die Geschichte seiner Erziehung. Und obwohl wir alle unterschiedliche Geschichten haben, sind wir uns oftmals in vielerlei Hinsicht gleich. Männer, die heute in Lebensbereichen wie Beziehung, Sex und selbstbestimmtem Leben ihre Probleme erkennen, finden sich oft in einer ähnlichen Konstellation wieder, die man mit wenigen Worten generalisieren kann: Ein problematisches Verhältnis zum männlichen Vorbild.

Ob wir dieses Vorbild nun Vater oder Mann in der Familie nennen, ist egal. Fakt ist, dass wir Defizite in unserer Männlichkeit oft darauf zurück führen, dass wir in unserer Kindheit einen psychisch und/oder physisch abwesenden Vater oder männliches Rollenmodell vermissen, der uns auf natürliche Weise von unserer Mutter “entbunden” hätte.

In alten Kulturen sind diese Muster des Erwachsenwerdens tief verankert, teilweise sogar in mystische Rituale eingebettet. Bei alten Völkern, wie den australischen Ureinwohnern der Aborigines beispielsweise, wird der Junge über Tage in einer “Nacht und Nebel” Aktion entführt und hungern gelassen, bevor er sich nach 3 Tagen ohne Essen vom gesammelten Blut der Männerrunde ernähren darf. Auf sich alleine gestellt, von der Mutter entrissen und in die Runde der “Alten” aufgenommen lernt der Junge vieles auf eine völlig andere Art: Mit Angst umgehen, Hunger und Kälte trotzen, sich vom männlichen Körper nähren, die Wertschätzung von Männern erfahren.

All diesen Ritualen liegt zugrunde: Ein Junge braucht eine Mutter um von einem Säugling zu einem Kind zu werden, aber einen Mann um von einem Kind zu einem Mann heran zu wachsen. In unserer modernen Gesellschaft sind solche Rituale nicht denkbar. Und selbst wenn es sie gäbe: ein Junge würde heute die Männer, die ihm das “angetan” haben nach der Zeremonie anzeigen, statt die tiefer liegende Weisheit zu verstehen.

Durch abwesende Väter oder Männer in unserer Kindheit haben wir diesen geschützten Container für unser Wachstum vom Jungen zum Mann nicht erlebt. Und je mehr wir als Männer unsere eigenen Gefühle von der Mutter erfahren, umso mehr nehmen wir die weibliche Sicht auf Männlichkeit ein. Genau hier entsteht das Problem, das wir ab dann durch unser Leben tragen: ein verzerrtes Bild, was einen Mann zum Mann macht. Und so sehen wir die Welt durch die Augen unserer Mütter und werden mehr und mehr Abhängig von der Anerkennung unserer Handlungen durch die weiblich Seite. Dass wir dadurch als Männer nicht das bekommen, was wir wollen, versteht sich dann von selbst. Ein Teufelskreis entsteht.

Das ist nicht nur subjektiv empfundene Realität, sondern in der Gesellschaft bereits fest verankert. Wie ist der Mann in der Fernsehwerbung zu der Figur geworden, der immer eine Lektion von der Frau bekommt? Sie, die smarte Person die das Leben mit Leichtigkeit meistert und er der Tölpel, dem nichts so richtig gelingt? Er, der genervt im Auto wartet weil sie in der Badewanne einen Sekt geköpft hat. Er, der morgens zur Immunabwehr kalt duschen muss und Sie, die viel smarter einen gesunden Joghurt trinkt. Die Grundstruktur ist immer gleich: Er, der Trottel, bekommt nichts gebacken, während Sie auf alles die kluge Antwort weiß. So wird die Referenz gegenüber Männlichkeit, die wir bereits falsch gelernt haben, von Außer immer wieder bestätigt. Männer haben es verglichen mit Frauen einfach nicht leicht.

Wie entsteht gesunde Männlichkeit?

Darum soll es auf der Webseite von No More Mr Nice Guy gehen. Diese Webseite ist mehr als ein Blog. Sie ist entstanden aus einer Männergruppe, die sich in intimen Runden gegenseitig hilft, die beste Version ihrer selbst zu sein. Sie besteht aus mutigen Männern, die den Weg der Ehrlichkeit gewählt haben, um an ihre ganz eigene Wahrheit zu gelangen. Es ist ein Weg, um mit Männern mit der eigenen Männlichkeit zu wachsen. Sich zusammen schließen, Vorbilder finden, die mit mir ein Stück des Weges gehen. Der Weg wird leichter, wenn wir ihn gemeinsam gehen. Er ist es wert, gegangen zu werden.

 

AHO

 

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